Die Zahl der Zwangsräumungen in Portugal steigt weiter an und erreichte in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 einen Anstieg von 14 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach offiziellen Angaben der Generaldirektion für Justizverwaltung (DGAJ) wurden zwischen Januar und Mai 659 Räumungsurteile erlassen, darunter auch Verfahren, die in früheren Jahren eingeleitet und nun abgeschlossen wurden. Dieser deutliche Anstieg gibt Anlass zu neuerlicher Sorge über die Verschärfung der Wohnungskrise im Land, die sich insbesondere in den großen städtischen Ballungsräumen als besonders kritisch erweist.

Neue Gesetzgebung trägt zur Beschleunigung von Zwangsräumungen bei

Einer der Hauptgründe für diesen Anstieg sind die kürzlich im Rahmen des Gesetzespakets „Mais Habitação” (Mehr Wohnraum) eingeführten Änderungen des neuen städtischen Mietrechts (NRAU). Die neuen Maßnahmen, die darauf abzielen, die Räumungsverfahren bei Vertragsverletzungen zu vereinfachen, ermöglichen es den Vermietern, die Räumung auch dann voranzutreiben, wenn es nicht möglich ist, den Mieter formell über die Kündigung des Mietvertrags zu informieren.

In der Praxis haben diese Änderungen die rechtlichen Hindernisse für Eigentümer, ihre Immobilien zurückzugewinnen, erheblich verringert, insbesondere in Fällen, in denen die Miete nicht bezahlt wird. Infolgedessen nehmen die Räumungsurteile weiter zu, selbst in einem Umfeld, in dem die Zahl der neuen Mietverträge aufgrund von Unsicherheit und hohen Preisen zurückgeht.

Lissabon und Porto führen die Zahlen der Zwangsräumungen an

Die regionale Analyse der Daten bestätigt, dass Lissabon weiterhin das Epizentrum dieser Krise ist. Allein in der portugiesischen Hauptstadt wurden 282 Zwangsräumungen durchgeführt, was etwa 21 % der Gesamtzahl des Landes entspricht. Diese Zahl spiegelt die Bedeutung des Mietmarktes in der Stadt und den enormen Druck auf den verfügbaren Wohnungsbestand wider.

Die Region Porto liegt mit insgesamt 193 abgeschlossenen Verfahren an zweiter Stelle, was zwar einen leichten Rückgang von 10 % gegenüber 2024 darstellt, aber dennoch die Herausforderungen im Wohnungswesen auch im Norden des Landes deutlich macht.

Lissabon ist nach wie vor die Stadt mit der höchsten Zahl an eingeleiteten Sonderräumungsverfahren. Insgesamt wurden 441 Verfahren registriert, was fast 40 % aller Fälle im Land entspricht. Diese geografische Konzentration der Zwangsräumungen hängt eng mit dem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, dem Anstieg der Mietpreise und der Immobilienspekulation zusammen, die den Zugang zu angemessenem Wohnraum in den Großstädten zunehmend erschweren.

Soziale Auswirkungen verschärfen sich durch fehlende Wohnraumlösungen

Im Jahr 2024 gingen bei den Gerichten erster Instanz insgesamt 2.724 neue Räumungsklagen ein. Alles deutet darauf hin, dass diese Zahl bis Ende 2025 überschritten wird, wenn sich der Wachstumstrend fortsetzt. Viele Räumungsfälle bleiben jedoch außerhalb der offiziellen Statistiken, da nicht alle Mietverträge formell registriert werden, was zu einer Untererfassung des Phänomens beiträgt.

In einigen städtischen Gebieten entstehen informelle Siedlungen und Überbelegungen von Wohnraum, da es keine wirksamen öffentlichen Lösungen gibt, um den Bedürfnissen der zwangsgeräumten Haushalte gerecht zu werden. Der Druck auf die städtischen Zentren macht das Recht auf Wohnraum für Tausende von Menschen zu einem immer weiter in die Ferne rückenden Ziel.

Quelle: CASA SAPO
Allgemein, Immobilienmarkt, Portugal